Starke Teilnahme beim Globalisierungs-Gespräch der Friedens-Woche
in Münster-Hiltrup
Von Andreas Hasenkamp 15. Oktober 2004 (Münster-Stadtteile: Wolbeck Hiltrup)
Münster-Hiltrup. Wo bleibt die Gerechtigkeit in der Globalisierung, was tun wir morgen – solche Fragen beschäftigten am Samstagnachmittag gut zwei Dutzend Interessierte im Gemeindehaus der Christusgemeinde.
Nachdenkliche Mienen begleiteten Dr. Hermann-Josef Große-Kracht auf der Suche nach Gerechtigkeit in der Globalisierung .
Foto: -anh-
Anschaulich verband Erwin Farwick globale Ungleichheits-Statistik mit Schicksalen wie dem einer Näherin aus Indonesien zu einem bedrückenden Kaleidoskop. Globalisierung, so Farwick, ist wenn Unternehmen investieren, wo es auf der Welt die billigste Arbeit und die meisten Subventionen gibt, Steuern zahlen, wo sie am niedrigsten sind, und die Manager dort wohnen, wo es am schönsten ist.
Eventuelle positive Seiten waren kein Thema des Nachmittags.
Gegenüber Sachzwangs-Thesen der Wirtschaft solle man nicht vorschnell moralisierend argumentieren, so Dr. Hermann-Josef Große-Kracht vom Institut für christliche Sozialwissenschaft in seinem Vortrag über „Globalisierung im Widerspruch zu Religion und Ethik“. Das lasse sich zu leicht abtun.
Man stoße heute auf Marktradikale, die einen minimalen Sozialstaat moralfrei damit begründen, dass er Aufruhr vermeide. Ökonomen mogelten sich am Thema Solidarität vorbei. Demgegenüber sollten Christen Vertrauen haben in ihre Tradition. Als Partner beim Gestalten der Globalisierung empfahl der Referent den Nationalstaat.
Noch mehr Skepsis und anderen Rat legte Dr. Michael Ramminger vom Institut für Theologie und Politik nahe. Der Staat falle als Instrument der Gesellschaft aus, denn er habe die „Funktion“ übernommen, der Gesellschaft die Ansprüche der sich globalisierenden Wirtschaft zu vermitteln – und nicht umgekehrt.
Rezepte habe er nicht, so Ramminger, zu finden seien sie in der Zusammenarbeit mit neuen Bewegungen wie ATTAC und Dritte-Welt-Gruppen und im Gespräch mit Arbeitslosen. Geduld und Mut seien gefragt. Das könne man auch in Gruppen wie dem Kreis finden.
Das Referenten-Team eines kurzweiligen Nachmittags: Norbert Mette, H.-H. Große-Kracht, Erwin Farwick, Michael Ramminger.
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Und die Kirchen? Große-Kracht, Ramminger und auch einige aus dem Publikum zeigten unwidersprochen Besorgnis über das Verhalten beider großer Kirchen. Wenn auch das „Sozialwort“ aus dem Jahre 1996 nicht ganz untergegangen sei, so hätten sich die Kirchen doch teils deutlich davon abgesetzt, die Kirche sei als normative Stimme ausgefallen. Professor Norbert Mette wies auf das Sozialwort aus Österreich als positives Beispiel hin, das auch intensiv in die Gemeinden getragen werde.
Das lebhafte Publikum bezog Solidarität auf Krankenversicherung und Renten, fragte, „Was können wir morgen tun?“, berichtete von Negativ-Beispielen auch in der Kirche und pochte darauf, dass Arbeit für den Menschen da sei.
Gerd Lübbert vom Ökumenischen Kreis für Frieden und Gerechtigkeit freute sich über den guten Zuspruch zur Ökumenischen Friedenswoche.
Andreas Hasenkamp
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