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Ungleiches Paar harmoniert








   Zuletzt aktualisiert:
   09.10.2004

Klassische Gitarre und Orgel schaffen seltenes Erlebnis

Von Andreas Hasenkamp
Münster-Wolbeck. Original für dieses Pärchen geschriebene Werke gibt es nur in den Neuen Musik, doch die Kunst der Klassiker etwa des Barock erlaubt die verschiedensten Besetzungen. So auch die mit der gewaltigen Orgel und dem zarten Saiteninstrument Gitarre, sofern die Interpreten trotz des Unterschieds an Volumen zu harmonieren verstehen.

Dieser schwierigen, reizvollen Aufgabe stellten sich am Sonntagabend zwei Musiker von Renommee in der Kirche St. Nikolaus in Wolbeck.

Professor Reinbert Evers lehrt Gitarre an der Musikhochschule Münster. Er ist international bekannt als Interpret der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Organist dieses Abends, Dr. Eberhard Hüppe, wohnt seit 1993 in Wolbeck. Er ist Dozent an der Folkwang-Hochschule in Essen, wo er seit 1989 Musiktheorie lehrt. Zurzeit hat er eine Professurvertretung inne. In Münster lehrt Hüppe musikalische Analyse. Er ist zudem als Pianist und Organist tätig.

Die von dialogischem Wechselspiel geprägte Sonata III in d-moll für Orgel von Bach zeigte von Beginn an, dass sich die Gitarre kraftvoll behaupten kann. Hüppe bot in seinem Solo-Part ein von der kontrapunktischen Kunst Bachs inspiriertes Werk von Mendelssohn-Bartholdy mit getragener, tiefer Stimme. Frühlingshaft lebendig zauberten bei Vivaldies „Concerto in A-Dur für Gitarre und Streichorchester“ kraftvolle Läufe einen Springtanz. Auch die zarten, leisen Stellen der Gitarrenstimme waren klar zu hören.

Wolbeck, St.Nikolaus: Reinbert Evers und Eberhard Hüppfe

Der Gitarrist Reinbert Evers und Eberhard Hüppe führten in St. Nikolaus zwei ungleiche Instrumente zu einem seltenen Hörerlebnis zusammen.
Foto: -anh-

Hüppe spielte zum ersten Mal die Orgel von St. Nikolaus. Gerade im Zusammenspiel mit der zarten Gitarre machte es seine Aufgabe nicht leichter, dass die überalterten Manuale dann und wann spürbar verzögert greifen. Hüppe meisterte es hervorragend, seinem Instrument Zurückhaltung aufzuerlegen, was große Präzision verlangt.

Während die gute Akustik den Klang beider Instrumente von der Empore mit Leichtigkeit auch bis ganz vorne trug, gab es zunächst doch wenig zu sehen. Das musikalische Glanzstück aber spielte Evers vorn im Altarraum: die bekannte Chaconne in d-moll aus der Partita II von Bach, eigentlich für eine Solo-Violine geschrieben. Aus der Nähe ließ sich Evers auf die Finger schauen bei den fliegenden Lagen-Wechseln, den kleinen und doch hörbaren Variationen des Anschlagens und Zupfens. Den Schluss setzte die gemeinsame Sonata V in C-Dur für Gitarre und Orgel von Bach.

Die Zuhörer in der diesmal weniger gefüllten Kirche dankten mit reichlichem Applaus für eine selten zu hörende, meisterhaft umgesetzte Kombination von Instrumenten..

Andreas Hasenkamp

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