Irmhild Willenbrink inszeniert Frauen unter sich
Von Andreas Hasenkamp (Münster-Stadtteile: Wolbeck, Kultur)
Münster-Wolbeck: Kultur. Teils derbe Worte zum feinen Blick auf zwischenfrauliche Psychosen warf am 12. Mai 2005 Irmhild Willenbrink dem Publikum im fast voll besetzten Danzig-Zimmer des Drostenhofes an den Kopf.
Die umtriebigen ehrenamtlichen Aktiven des Förderkreises Drostenhof zu Münster-Wolbeck e.V. hatten zum zweiten Male in diesem Jahr belustigend-lehrreiches Kabarett nach Wolbeck geholt. Und nun fast schon eine Frauen-Bildungs-Reihe daraus gemacht: Hatte Carsten Höfers „Frauenversteher“ aus männlicher Warte einen Blick von außen auf Frauen geworfen, analysierte nun Willenbrink in ihrem Programm „Von mir aus“ ganz von Innen, rein im Blick von Frau auf Frau in Frau gegen Frau. Denn hier fanden Männer nur randnotizhaften Eingan als schnell vergängliche Wesen, Zivi-Lustknaben und radebrechend-unverständliche Minimalhirn-Spezies. Die abendliche Erkundung galt diesmal kaum Geschlechterbeziehungen, sondern den Frauen, der Figur „Irmhild“ und ihrer – fiktiven – Verwandschaft von Tanten, Oma und Ex-Mitschülerin.
Stoff genug für die studierte Psychologin Willenbrink. Mit reichhaltiger Mimik, Gestik und äußerst variabler Stimme setzte sie das pralle Frauenleben in Szene.
Rasante Charakter-Wechsel von einem Abgrund zum nächsten bot Irmhild Willenbrink in ihrer fulminanten Kabarett-Show.
Foto: -anh- Das Schwierige am menschlichen Miteinander forcierte Willenbrink, da war das anfänglich an die Zuhörer gerichtete Bonmot durchaus als Leitmotiv zu verstehen: “Wir haben ein absolut gutes Verhältnis, wir kennen uns ja auch gar nicht.“ Die anderen, ihre Figuren, kannten sich gut.
Ihre Charaktere granteln, mäkeln, lästern und belästigen, maulen und zoteln sich durch Torten-Käufe, Vogel-Beerdigungen und Plastikenten-Wettrennen - kein philanthropischer Abend.
Willenbrinks Figuren echauffieren sich wie Mimosen, bedrängen und kompromittieren sich, trampeln mit Pfennigabsätzen auf Gefühlen - gar nicht wie weich-warmherzig genügsame Ideal-Frauen. Willenbrink schauspielert überzeugend-überzogen, mit rasend schneller Verwandlung. Die sich mit zwanghaft neurotisierender Inbrunst um ihre mannlose Tochter mühende Mutter ist eine Pracht, dito die wienernde Tante, die von der mannlos-unvollständigen Irmhild als sinnentleert demontierte Muster-Mutter Gudrun oder die trocken-sarkastische Oma Paula. Manch kaltschnäuziger Kalauer steht bei Willenbrink neben der feinen Beobachtung.
Irmhild Willenbrink arbeitet freiberuflich allein und im Duo und wirkt in freien Theaterproduktionen mit, auch im Improvisations-Theater.
Andreas Hasenkamp
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