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Einblicke in das „Wunderhorn“








   Zuletzt aktualisiert:
   09.10.2004

Kirchenmusikalische Andacht mit ökumenischen Zügen in St. Nikolaus

Von Andreas Hasenkamp 28. Dezember 2004. (Münster Stadtteile: Wolbeck, Kultur)

-anh- Münster-Wolbeck. Am Abend des 2. Weihnachtstages standen in der Pfarrkirche von St. Nikolaus unter dem Motto „Geistliches Wunderhorn“ drei Weihnachtslieder aus dem 14. bis 17. Jahrhundert im Mittelpunkt: „Gelobt seist Du Jesus Christ“, „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Ich steh an deiner Krippe hier“ von Paul Gerhardt.

Die geistliche Erläuterung der Lieder durch Pfarrer Dr. Siegried Kleymann, vielfältige Orgel-Variationen der Lieder von Bach über Johann Ludwig Krebs bis zu Wolfgang Stockmeier und das gemeinsame Singen prägten diese kirchenmusikalische Festtagsandacht, die einige ökumenische Tupfer aufwies.

Krippe von St. Nikolaus Wolbeck am 2. Weihnachtstag 2004, 26.12.2004

„Ich steh an deiner Krippe hier“ – Intensiv besangen katholische und evangelische Christen am Sonntagabend den neugeborenen Jesus mit dem poetischen Lied von Paul Gerhardt.
Foto: -anh-

Den Auftakt machte das feierliche, fast aristokratisch kühle Orgelwerk „Gelobet seist du Jesus Christ“ von Samuel Scheidt, einem Zeitgenossen J. S. Bachs.

Das erste Weihnachtslied im Gesangbuch „Gotteslob“ der katholischen Kirche, die Nummer 130, stammt vom Reformator Martin Luther. Paul Gerhards „Ich steh an deiner Krippe hier“ (1653) lädt den Einzelnen zum meditativen Verweilen an der Krippe ein, so Kleymann. In nicht weniger als fünfzehn Strophen malt Gerhardt in bildprächtigen Worten, hinter denen man auch einen Ausdruck eigener Schicksalsschläge vermuten kann, Anbetung und Hoffnung aus.

Bild des Buches 'Das Geistliche Wunderhorn' aus dem Verlag C. H. Beck

Noch werden sie gesungen, die Kirchenlieder in evangelischen und katholischen Gotteshäusern. Aber den wenigsten Kirchgängern ist der tiefere Gehalt dieser religiösen Gesänge noch bewusst. Eine solche Lektüre bietet das Geistliche Wunderhorn mit der Absicht, dem Niedergang kirchlicher Tradition noch einmal den Erweis ihrer Schönheit nachzurufen und dem kulturbewussten Zeitgenossen ein Handbuch der kirchlichen Poesie zu bieten.
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Beeindruckt zeigten sie die Zuhörer von Thorsten Schwartes den Abend beendenden Orgel-Improvisationen, in denen er „Es ist ein Ros entsprungen“ mit der Melodie eines Marien-Liedes verband. Am Anfang steht die Grundmelodie, untermalt von sphärisch klingenden Obertönen, die bald die Oberhand gewinnen. Zunächst fugiert, dann frei laufend, gewinnt die Melodie in mächtigem Rauschen die Oberhand. Die Improvisation findet schließlich zurück zur schlichten, schönen Melodie.

Das Lied von der Rose gab Pfarrer Kleymann Anlass, auf die Verschiedenheit der Fassungen hinzuweisen. Das im Bild der Rose aufgegebene Rätsel, das keine wirkliche Antwort in der zweiten Strophe findet, ließ viele Menschen nach Auflösung in anderen Fassungen und einer weiteren Strophe drängen.

Der Abend ließ ahnen, welche tiefen Gefühle und spannende Historie in vielen Kirchenliedern und ihrer Poesie verborgen liegen.

Eine Vorlage für die Gestaltung auch dieses sechsten Teils des „Wunderhorns“ lieferte das 2001 erschienene Werk „Das geistliche Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder“.

Pfarrer Kleymann kündigte das Erscheinen des neuen kirchenmusikalischen Programms für 2005 an.

Andreas Hasenkamp, Münster, den 27.12.2004

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