Kunsthistorikerin Dr. Sabine Makein-Kirchner öffnete im Gallitzin-Haus einen ‚Blick hinter die Bilder’
Von Andreas Hasenkamp
Münster-Angelmodde. Was wie eine Ansammlung von Leckerbissen mit Landschaft aussah, erschloss am Mittwochabend (13.04.2005) Sabine Makein-Kirchner als Ausdruck einer Mahnung an die Vergänglichkeit des Menschen und zugleich der Hoffnung auf Auferstehung. Dies war eines und nicht das schwierigste der im Gallitzin-Haus in Angelmodde enträtselten Werke.
Schritt für Schritt zeigte die promovierte Kunsthistorikerin einem Dutzend Interessierter die immer mehr modernen Menschen unverständlichen, ihnen verschlossenen Botschaften. So spannend war dieses Thema und so gefesselt die Zuhörer, das sich bald fast alle am Enträtseln beteiligten.
Aus den Fragen von Zuhörern war auch Makein-Kirchners Idee entstanden, einmal auf die Arbeitsweise des Kunsthistorikers einzugehen. Gäste ihrer Vorträge etwa über Rembrandt, Dürer, Spitzweg oder Skulpturen, hatten immer wieder gefragt: „Woher wissen Sie das? Wie können Sie da sicher sein?“ oder „Wie kommen Sie darauf?“. Die Angelmodderin Makein-Kirchner hält seit nun zwölf Jahren solche Vorträge in Zusammenarbeit etwa mit der VHS oder der Seniorenakademie.
Am Mittwoch ließ sie sich über die Schulter schauen. Da zeigte sie auf, wie die Aufgaben der Kunst im Wechsel der Jahrhunderte auch unterschiedliche Darstellungsweisen hervorbrachten, dass etwa Werke der Renaissance nicht ohne symbolische Anspielungen zu denken sind. Oder wie Bibel-Kenntnisse beim Entschlüsseln helfen, ganz genau zu wissen, wie die dargestellten Personen heißen. Fortgeschrittene erkennen leicht, dass das rote Gewand der Hinweis auf einen Märtyrer ist und als wen ihn der Rost ausweist, den er in der Hand hat. Und wer ist der Mann im einfachen Gewand mit dem weißen Lamm auf dem Arm?
Makein-Kirchner verriet auch, dass dem Kunsthistoriker und schon dem Künstler des 16. Jahrhunderts umfangreiche Nachschlagewerke verfügbar waren, die die passenden Motive für eine Fülle abstrakter Aussagen aufführen, etwa Cesare Ripas „Iconologia“.
Mehr als man sieht: Das Ölgemälde Theodor van Thuldens aus dem 17. Jahrhundert, das Dr. Sabine Makein-Kirchner enträtselte, ist im Landesmuseum in Münster zu sehen.
Foto: -anh-
Die braucht man auch, um wie Makein-Kirchner die vom Zusammenhang abhängige Doppeldeutigkeit von Granatäpfeln korrekt zu interpretieren, das Schinkenbein als Fleischeslust, den umgekippten Kelch nebst anderen Gegenständen als Mahnung an die Vergänglichkeit oder um aus einer politischen Allegorie den Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit herauszulesen. Was bedeutet ein Schmetterling auf einem Grabstein, was die Lilien auf einem Bildnis der Verkündigung an Maria? Und der Efeu oder die aus einem Maiskolben herausfallenden Körner? Auch Bilder kann man lesen, nur die Vokabeln muss man kennen.
Die Zuhörer dankten mit reichlichem Applaus für gut anderthalb Stunden spannende Bilder-Lektüre.
Das nächste Projekt von Sabine Makein-Kirchner gilt Käthe Kollwitz.
Andreas Hasenkamp
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