Zwei Nachwuchsmusiker im Gallitzin-Haus in Angelmodde
Von Dr. Johannes Hasenkamp 15. Januar 2005, Münster-Stadtteile: Münster-Angelmodde)
Münster-Angelmodde. Trotz Nebel und Nässe war am Freitagabend das Gallitzin-Haus in Angelmodde überfüllt. Die bereitgestellten Stühle reichten nicht, aus allen Ecken wurden weitere hervorgeholt. So dauerte es etwas, bis das Konzert mit Yoshiko Klein (Blockflöten) und Jan Carsten Croonenbroeck (Cembalo) beginnen konnte.
Da zeigte sich die Geschäftsführerin des Museums Gallitzin-Haus, Dr. Ute Ewering, bei der Begrüßung hocherfreut – vor allem über die vielen jungen Gäste. Denn das neue Halbjahresprogramm des Museums wendet sich mit dreien seiner Angebote vor allem an junge Leute.
Klein und Croonenbroeck hatten Stücke aus der Zeit von 1600 bis 1700 zusammengestellt, zumeist Kleinmeister. Ob sie damals so perfekt erklangen wie jetzt im Gallitzin-Haus? Zweifel liegen nahe, aber auch die Feststellung, dass schon damals die Spieler technisch-virtuos enorm gefordert waren.
Jan Carsten Crooenbroeck und Yoshiko Klein überzeugten im berstend vollen Gallitzin-Haus – Dr. Ute Ewering freute sich (v.l.).
Foto: -jh-
Die Sonata Seconda für Altblockflöte und Cembalo von Dario Castello überraschte durch großen Ton, wechselnde Dynamik und die außerordentliche Geläufigkeit Kleins in oft rasanten Partien. Da mochte man die Präzision bewundern, mit der die Finger die Löcher der Flöte deckten, doch wichtiger noch waren die Frische und Unmittelbarkeit des Vortrags, mit der die Komposition des Kapellmeisters von St. Markus in Venedig erklang. Schon an diesem ersten Stück zeigte Klein, dass sie auch langsame Partien zu gestalten weiß, ihnen Dichte und weite Spannungsbögen verleihen kann.
Croonenbroeck war weit mehr als ein aufmerksamer Begleiter. Sein Spiel am Sassmann-Cembalo lebte vom unauffälligen, doch wirksamen Einsatz, geschickter Abwägung und lebhaftem Antrieb.
Jan Carsten Crooenbroeck und Yoshiko Klein überzeugten im berstend vollen Gallitzin-Haus .
Foto: -jh-
Beide Musiker boten auch Soli, so Croonenbroeck die Sonata IX des Lissabonner Komponisten José Antonio des Seixas, die Canzon Terza des spanischen Fagottisten Bartolomeo de Selma und die anspruchsvolle Toccata Prima des Meisters der Cembalo-Toccata, Girolamo Frescobaldi. Die Werke erklangen sicher, klar und bei jedem Tempo mit der inneren Ruhe, die auch Croonenbroecks Begleitungen auszeichnete.
Aus den Vorträgen von Klein sei das quirlige Werk eines Anonymus, „Tre Fontane“, hervorgehoben. Unter dem halben Dutzend immer wieder gewechselter Flöten fiel besonders eine nachgebaute Mittelalterflöte auf – durch ihren schönen Ton, der an Schalmeien erinnert. Erstaunlich, welche Fülle von Nuancen die unscheinbaren Instrumente hervorbringen.
Das Publikum entließ die Musiker erst nach einer Wiederholung der Sonata Sesta von Veracini.
Dr. Johannes Hasenkamp
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