Inszenierungen des Ballettstudios Tenbrock in Gievenbecker Waldorfschule aufgeführt
Von Andreas Hasenkamp 6. Juli 2004 (Münster-Stadtteile: Wolbeck, Kultur)
Münster-Wolbeck. Äußerst reich an Kontrasten und doch mit einem einigenden Band präsentierte sich am Samstag der „Ballett-Abend 2004" des Ballettstudios Tenbrock aus Wolbeck, das wieder einmal in der Gievenbecker Waldorfschule gastierte.
Auch das klassische Ballett kam zur Geltung beim Ballett-Abend der Wolbecker Ballettschule Tenbrock. Im Bild Schülerinnen der Grade 6 und 7 in einer Szene des neuen Ballettlehrers Jack Waldas. Foto:-anh-
Mit dem Schalk im Nacken präsentieren die jüngsten Ballettschülerinnen einen „Tag auf dem Land", eine Folge von sieben Szenen, deren Choreographie Wendy Green assistiert von Carolin Voß zauberhaft in Szene setzt. Die Tänzerinnen und Tänzer zeigten charmant viel Spielfreude und Liebe zum kecken Detail. „Auf dem Marktplatz" überraschen die Kleinen mit einem Lied, das einleitend die anschließend gespielten Szenen erzählt. Wendy Green, die das Ballettstudio als Prüferin der Royal Academy of Dance kennen lernte, löste damit ihr Versprechen ein, für ein Tanzprojekt die Choreographie beizusteuern. Die Ansprüche an tänzerischen Ausdruck und Abstimmung stiegen mit dem „Russischen Tanz". Aus anfänglich schwermütiger russischer Seele entspinnt sich schnell ein fröhlicher, bewegungsreicher Volkstanz, in dem 26 Darsteller harmonieren. Die Kunst der eher klassischen Balletts in der reinen Freude an der schönen, geschmeidigen Bewegung und dem Harmonieren als Ensemble feierten an diesem Abend die „Themen und Variationen" in der Choreographie von Jack Waldas. Die Schülerinnen der Grade 5 bis 8 überzeugten elegant mit starkem Ausdruck. Den Variationen folgt ein poppiges Einsprengsel „Jazz Dance", künstlerisch eher ein Fremdkörper. Die Einzel-Performance der Pop-Ikone Britney Spears vervielfältigt, streng in Reihen formiert, eine 23-köpfige Schar. Im schönen Ausdruck der Einzel-Gestik gelungen, aber darüber hinaus ohne den Sog des andere Stücke kennzeichnenden Wechsels im Arrangement der Akteure. Nur Pop als Abwechslung? Oder womöglich eine hintersinnige Kritik am millionenfachen Nachäffen mancher Show-Größen? Auswechselbare Abziehbilder verdrängen hier Individualität und Vielfalt. Roboterhaftes Eingespanntsein ohne Ausweg für den Einzelnen, Schwächen als Funktionsstörung - der den Ausgang suchende Mensch wird abgeschaltet, den „Exit" - so der Titel des Stücks - gibt es nicht. Es ist in seiner Intensität der Darstellung des Themas und der tänzerischen Leistung eines der Glanzlichter dieses Abends, das Evelyn Stadler vor dem Hintergrund der Musik von „Air" choreographierte.
Starke Frau demontiert Gockel - eine Szene aus "Jugendliche" im Zyklus "Looking Back Ahead - Phases of Life von Jack Waldas. Foto:-anh-
Der Mensch durchleidet die Abschnitte seines Lebens, so betont es Jack Waldas vom Ballettstudio Tenbrock in seiner fünfteiligen Choreographie. Die Tänzerinnen und Tänzer von Grade 5 bis 8 zeigen in „Looking Back Ahead - Phases of Life" typische, meist ausdrucksstark choreographierte Situationen des Lebens von der Jugend bis zur Altersmühsal, unterlegt mit moderner Musik. Den roten Faden gibt Waldas seinen „Phases of Life" mit einem schlichten roten Tuch, das, als Lätzchen die Abhängigkeit des kleinen Kindes symbolisierend, im Alter als Kopftuch wiederkehrt. „Looking Back Ahead" und „Exit" kontrastieren scharf mit dem kindlich-spielerischen „Tag auf dem Land". Doch auf den zweiten Blick fängt „zurück nach vorne schauend" in seinem Lebenszyklus auch die Kindheit mit ein, zieht sie in den Bann seiner Gesellschaftskritik und gibt dem vielgestaltigen Ballett-Abend im vollbesetzten Saal ein einigendes Band.
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