Buch-Rubrik: Projektmanagement/Internet
Thema: Software-Engineering, Web-Anwendungsentwicklung, Web-Technologien
Gerti Kappel, Brigit Pröll, Siegfried Reich, Werner Retschitzegger (Hg.) Web Engineering.
Systematische Entwicklung von Web-Anwendungen
dpunkt, Heidelberg: 2004, 416 Seiten, broschiert.
Gerti Kappel und ihre vielen Mitstreiter wollen in "Web Engineering "einem Mißstand abhelfen. Ad-hoc-Vorgehen ist gängige Praxis beim Entwickeln von Web-Anwendungen. So hat das Buch zum Ziel, in software-ingenieurmäßige Methoden einzuführen.
Als Nicht-Informatiker stelle ich auf die Nützlichkeit des Buches für Webdesign, Usability (Gebrauchstauglichkeit) und Website-Konzeption sowie Web-Projektmanagement ab.
Anforderungen ermitteln
Was soll die Anwendung leisten? Das gelungene Requirements Engineering (RE), das Ermitteln von Anforderungen, ist die entscheidende Basis für alles Weitere und wird konsequent gleich zu Beginn des Buches behandelt. Besprochen werden nach einer Einführung die Analyse der Wirkungen von Web-Anwendungsentwicklung auf das RE und Prinzipien des RE sowie die Verwendung und Anpassung von RE-Methoden in Web-Projekten.
Betrieb und Wartung von Web-Anwendungen
Hinter dem drögen Titel "Betrieb und Wartung von Web-Anwendungen" von Arno Ebner und Hannes Werthner verbirgt sich interessantes Material. Im Einzelnen besprechen die Autoren Aspekte der Promotion (Bewerbung) einer Web-Anwendung (Website) wie Newsletter, Affiliate Marketing, Suchmaschinen-Marketing, Content-bezogenes Marketing und Domain-Management, ferner die Content-Pflege im Blick auf Änderungsfrequenz und Aktualitätsanspruch sowie schließlich die Zugriffsanalyse als Mittel des Web-Controlling (Techniken der Zugriffsanalyse, Kennzahlen und Analyse des Benutzerverhaltens).
Projektmanagement - für Web-Anwendungen
Nicht minder interessant das Kapitel über "Web-Projektmanagement" von Herwig Mayr. Hier geht es zunächst um Unterschiede zum klassischen Software-Projektmanagement, dann um verschiedene Arten von Herausforderungen beim Web- Projektmanagement, um das Management von Web-Teams "als humanzentrierte Aufgabe" und schließlich um das Management des Entwicklungsprozesses einer Web-Anwendung.
Entwicklungsprozess - für Projektleiter und Programmierer
Den Entwicklungsprozess vertiefen in für Projektleiter und Programmierer lesenswerter Weise Gregor Engels, Marc Lohmann und Annika Wagner. Viele in der Praxis wichtige Fragen werden besprochen: kurze Entwicklungszeiten, Umgang mit Änderungen, Deadlines, parallele Entwicklungen, Wiederverwendung und Integration. Mehr um Programmier-Ansätze geht es in den Abschnitten über den Rational Unified Process (RUP) und Extreme Programming (XP).
Usability - Gebrauchstauglichkeit
Usability oder, so der offizielle deutsche Fachbegriff, "Gebrauchstauglichkeit" von Web-Anwendungen entziffern Martin Hitz und Gerhard Leitner in akademischer Gründlichkeit und Diktion, aber durchaus nützlich. Im Vordergrund stehen die Besonderheiten von Usability im Medium Web, Gestaltungsrichtlinien, Methoden des Web-Usablility Engineering, Trends des Web-Usablility Engineering und ein hochinteressanter Ausblick. Die gesellschaftspolitische Bedeutung von Usability wird wachsen, neue Probleme durch die wachsende Nutzung verschiedener Ausgabemedien durch ein und denselben Menschen erwachsen.
In einem Aufsatz über das "Semantische Web" schält Wernher Behrendt das Netz der Bedeutungen im Netz der Dokumente als nicht nur technische, sondern auch philosophische und sozialökonomische Herausforderung im Blick auf die noch werdende Wissensökonomie heraus. Stärkere Strukturierung ermöglicht neue Auswertungsmethoden. Das auf den Trefferseiten von Suchmaschinen heute vorgefundene Durcheinander würde sich lichten und viel Zeit gespart.
Diese und viele der anderen Kapitel von "Web Engineering", hier nicht näher besprochen (siehe aber die Inhaltsübersicht unten) ergänzen sich, bieten Vertiefung und erschließen mit fortschreitender Lektüre ein immer breiteres und tieferes Verständnis der Optionen, Chancen und Schwierigkeiten von Web-Anwendungen. Allerdings ist dies ein "akademisches" Buch: Lebendige Beispiele sind die Ausnahme, "Spaß" kommt nicht auf bei denen, die hier direkt umsetzbaren Code oder den Hinweis suchen, an welcher Schraube sie für bessere Performanz drehen müssen. Aber Web Engineering hat dieses Ziel nicht, es bietet die zwangsläufig häufig abstrakte Orientierung. Mit der im Gepäck lässt sich dann gezielter nach den Schrauben suchen.
Web Engineering ist eine interessante und teils hohe Ansprüche an Informatik-Kenntnisse stellende Lektüre für Wissenschaflter und Lehrende, Studierende der Informatik und Wirtschaftsinformatik, Projektleiter, Softwareentwickler, Webdesigner und IT-Berater.
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Punkte |
Rezensiert
von Dr. Andreas Hasenkamp (10.2004) |
Rubriken |
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Inhalt |
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Vermittlung |
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Verständlichkeit |
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Lesespaß |
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Preis-Leistung |
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Gesamtwertung |
20 |
Zum Inhaltsverzeichnis von Web Engineering (Kappel, Pröll, Reich, Retschitzegger
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