Mozart auf der Reise nach Prag im Drostenhof

Mörike-Rezitation im Drostenhof zu Wolbeck

Von Andreas Hasenkamp 23. Oktober 2004 (Münster-Stadtteile: Wolbeck Drostenhof, Kultur)

Münster-Wolbeck. Mit einem Schauspiel aus Klang- und Textmalerei füllte am Samstagabend das „Rosenau-Trio Baden-Baden“ den Rittersaal des Westpreußischen Landesmuseums im Drostenhof zu Wolbeck.

Das Leitthema des Abends gab Eduard Mörikes Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“, eine fiktive Geschichte. Martin Winkler, gelernter Schauspieler, lautmalte höchst eindringlich die Stimmungen und Begebenheiten und fesselte vom ersten Satz an.

Das Rosenau-Trio gestaltete die Novelle zum 200. Todestag des Dichters (1804 – 1875) als musikalisch-literarische Hörfolge mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Freude des Natur und Welt preisenden Mozart unterstreicht „Der Vogelfänger bin ich ja“, die Sorgen des zu einem ungewissen Erfolg Reisenden das Andantino (KV 236).

Dem Bariton wird Höchstes abverlangt, wenn er das zunehmend ausgelassene, von der unverhofften Anwesenheit des Maestro Mozart gekrönte Hochzeitsfest in all seiner Lust im Lied „Dort vergiss süßes Flehn“ aus „Figaros Hochzeit“ in seiner wilden Jagd souverän intoniert. Holger Bornschier, der in Frankfurt am Main Gesang studierte, stieß 1989 zum Rosenau-Trio. Er ließ in Stimmgewalt wie in Mimik und Gestik die Mozartsche Kraft und Lebensfreude vor ausverkauftem Haus sprühen.

Das Rosenau-Trio Baden-Baden begeisterte im Drostenhof mit meisterhafter Rezitation und Musik.
Foto: -anh-

Nicht minder eindrücklich, wie Helga Becker-Winkler am Klavier mit dem Adagio h-moll (KV 540) Eugeniens Ahnungen des Todes Mozarts intoniert. Diese beklemmenden Texte und Töne sind im Verbund mit der überbordenden Freude - prächtig in der Alla Turka - ein gemeinsames Merkmal Mozarts und seines Bewunderers Mörike. Nicht von ungefähr sah der münsterische Gelehrte Benno von Wiese Mörikes Dasein als „eine geheimnisvolle Wiederkehr Mozarts als Dichter“.

Die Novelle prägt eine sprachliche Ausdrucksstärke und Liebe zum Detail, die auch oder gerade in ihrer altertümlich-poetischen, Dinge und Gefühl in liebevoller Präzision veranschaulichenden Wortkraft schon ganze Schulklassen in ihren Bann schlug, wie Bornschier berichtete. Auch das Publikum im so gut zum gräflichen Ort der Handlung passenden und akustisch angenehmen Drostenhof war begeistert.

Ob des reichlichen Applauses ließ das vom Förderkreis Drostenhof Münster-Wolbeck e.V. engagierte Trio sich nicht lange bitten und gab lud mit „Komm lieber Mai“ zur Vorfreude und mit Theodor Sturms „Oktobersturm“ zum Genießen des Herbstes ein.

Zum Neujahrskonzert am 8. Januar kehren die Künstler in den Drostenhof zurück, mit Melodien und Briefen von Johann Strauß.

Andreas Hasenkamp

Hintergrund:

Förderkreis Drostenhof Wolbeck | Rosenau-Trio