Musikalische Lesung im Drostenhof
Von Andreas Hasenkamp 06. Dezember 2004 (Münster-Stadtteile: Münster-Hiltrup)
Münster-Hiltrup. Eine eher ungewöhnliche musikalische Lesung zur Weihnachtszeit boten am Samstagabend zwei münsterische Künstler im Drostenhof zu Wolbeck unter dem Motto „Wenn es in der Welt dezembert“.
Das künstlerische Glanzlicht und wohlausgewählte, inhaltlich tragende Stück war die russische Legende "Der vierte König". Der wie die bekannteren drei König dem Weihnachtsstern nacheilende junge König verschenkt alle drei für den gesuchen Heiland bestimmten Edelsteine aus Mitleid, um Menschen zu retten, vegetiert jahrelang angekettet auf einer Galeere, folgt dann trotz aller Enttäuschungen dem Stern, um am Ziel angekommen nicht an der Krippe zu stehen, sondern auf Golgatha mit dem Gekreuzigten zu sterben. Michael Decker unterlegte in diesem Melodram die von Hagen eindrucksvoll erzählte Legende mit selbst für diesen Abend komponierter Musik.
Es war die Uraufführung des von Eduard Schaper nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland bekannt gemachten Stückes in dieser Form, erst kurz vor der Aufführung fertig gestellt.
Die beiden Künstler trugen die Texte im Wechsel- und Zusammenspiel mit Klavier-Werken aus der Romantik vor, wie „Dezember“ aus dem Jahreszeiten-Zyklus von Tschaikowski, „Knecht Ruprecht“ von Schumann und „Am Weihnachtsbaum“ von Franz Liszt.
Kindliche Freude im materiellen Überfluss wie in einer Episode aus Manns „Buddenbrooks“: „Morgen, Kinder, wird’s nichts geben. Morgen kommt der Weihnachtsmann, allerdings nur nebenan.“
Michael Decker, Klavier, und Martin von Hagen geleiteten die Gäste im Drostenhof zu Münster-Wolbeck mit manch unbekanntem Klang und Text in die Weihnachtszeit .
Foto: -anh-
Das Lied vom Weihnachtsmann, so Conférencier von Hagen stammt in seiner Urfassung von Hoffmann von Fallersleben und war ein prosaisches französisches Salonlied, das Decker auch gleich in seiner Verarbeitung durch Mozart anstimmte.
Die Künstler verleugneten ihre Herkunft aus dem Kabarett nicht und schlossen den Abend mit Heinz Erhards Gedicht „Wenn es in der Welt dezembert“. Decker und von Hagen, seit fünf Jahren ein Team, erarbeiteten die musikalische Lesung speziell für den adventlichen Anlass. Wie der Applaus zeigte, gelang es ihnen, die Stimmung „zwischen Ernst und Heiterkeit, Besinnlichkeit und Ironie changieren“ zu lassen.
Zum Abschluss kündigte Dr. Reinhard Sappok für den Organisator, den Förderkreis Drostenhof zu Münster-Wolbeck e.V., ein reichhaltiges Programm für das kommende Jahr an und lud zu einem gern angenommenen Umtrunk.
Andreas Hasenkamp
Hintergrund-Info:
Der vierte König
Die Geschichte existiert in deutscher Übersetzung in verschiedenen Fassungen. Eine vierzig Seiten umfassende Fassung findet sich bei Schaper, Edzard:
Eine kürzere, bestens zum Vorlesen geeignete Version gab der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. heraus.
In einer eher kindgerechten Version:
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Hintergrund:
Förderkreis Drostenhof Wolbeck
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