Jazz-Musiker intonieren Annette von Droste-Hülshoff
Von Andreas Hasenkamp 25. April 2004 (Münster-Stadtteile: Wolbeck, Kultur)
Münster-Wolbeck. Was zu Zeiten der Droste noch nicht existierte, der Jazz, ließ ihre hochliterarische Lyrik am Samstagabend im Drostenhof zu Wolbeck in neuem, frischem Gewand erstehen.
Ein virtuoses Quartett bot am 23. April 2005 eigens für den Auftritt in Wolbeck ausgewählte Stücke aus zwei Programmen: Die Sängerin Kathrin Mander, Jan Klare an Saxophon und Klarinette, Martin Scholz an Klavier, Keyboards und Kornet und Alexander Morsey am Kontrabass und Bass-Tuba.
„Jazz und die Droste“ verbanden Kathrin Mander, Alexander Morsey, Jan Klare und Martin Scholz im Drostenhof.
Foto: -anh-
Das eine Programm war die musikalische Umsetzung von Gedichten der Annette von Droste-Hülshoff – die „entfesselte Droste“. Ein fast opernhaftes Hörspiel inszenierten die vier mit ihrem „Die Vergeltung“. Die Instrumentalisten ließen Sturm und Untergang des Schiffes bildlich werden, Kathrin Mander sang und sprach mit höchster Eindringlichkeit das Bangen und Flehen des zum Tode verurteilten Schiffbrüchigen. Sie nutzte hier auch ihre Erfahrung von der Arbeit bei am Stadttheater Gelsenkirchen.
Das andere Programm ist das „ja to zz“, zu dem die vier im Februar eine CD vorstellten. Zu jedem Buchstaben des Alphabets ist hier ein Stück aus dem für den Jazz-Musiker zentralen „real book“ vertont.
Zum Drosteschen Thema Liebe passend sang Mander „When I fall in love“ zu wummerndem Bass. Eher rockig das „Cheek to Cheek“. Mander ließ eine wandlungsfähige Stimme hören, mal kraftvoll röhrend, dann zart umschmeichelnd, immer sehr präsent. Talent für Gestik zeigte sie in einer Hommage an „Wolbeck“. In tragischer Wendung trat die Liebe dann wieder in einer Inszenierung des „Am Turme“ der Droste auf. Sprechsingend ließ Mander die Droste „zwei Schritte vom Rand auf Tod und Leben dann ringen“. Martin Scholz verwöhnte auch hier mit exzellentem Klavierspiel. Das Publikum war begeistert.
Bevor noch die „Vergeisterung“ der Zuhörer verklang, wie Klare mit einem treffenden Lapsus sagte, ließen die Musiker Werke von Duke Ellington hören. Beim Prelude to a kiss“ und „Quiet now“ wechselte Scholz zum Kornett und Morsey zur Bass-Tuba.
Auch für Divertimenti hatte das Quartett Sinn, ob für dem Samba-Zwischenruf oder einen Rauswerfer wie „Zero for the silence“. Der häufige Zwischen-Applaus des Publikums zahlte sich im Vergnügen mehrerer Zugaben aus. Die Droste kam mit „Nr. 1“ zu Gehör und die Vielseitigkeit des Quartetts schien noch einmal in einer variierten Wiederholung von „You’d be so nice to“ auf, in der überraschend Morsey einen schönen, abgrundtiefen Bass sang.
Andreas Hasenkamp
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