Online-Redaktionen erstellen Content in Zusammenarbeit mit Autoren und Content-Brokern für Besucher und Geschäftspartner, sie bieten Nutzern die Möglichkeit zum Dialog - soll dies zügig und wirtschaftlich geleistet werden, kommen Web-Content-Management-Systeme (WCMS) zum Einsatz. Arbeitsabläufe und
Software-Lösungen Qualität und Effizienz setzen einen gut organisierten Fluss
der Arbeitsschritte voraus. Diesen Workflow kann ein WCMS ermöglichen
und unterstützen - organisieren muss ihn die Redaktion selbst.
Darum geht es in diesem Beitrag. In Kürze wird an dieser Stelle
auch der eng verbundene Aspekt des Wissensmanagements (Knowledge
Management) und des Cross-Publishing behandelt.
Wer plant, ein WCMS anzuschaffen, wird das breite Angebot auch daran
messen, ob es dem eigenen Workflow angemessen ist. Ein anderer Aspekt,
sehr wichtig für die gewünschte Aufmerksamkeit der Internet-Nutzer,
ist die Suchmaschinen-Verträglichkeit der vom WCMS erstellten
Seiten. Auch dazu später mehr. Sie können den kostenlosen
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abonnieren, um sich informieren zu lassen.
Informationsquellen für
das Team Regelmäßig bespricht das Redaktionsteam, wie das Redaktionsschema
aktuell zu füllen ist und wie die mittel- und langfristige
Redaktionsplanung aussieht. In diese Besprechungen fließen
Auswertungen der Nutzervorlieben (anhand der Logfiles) ebenso
ein wie der möglichst gemeinsam gefütterte Terminkalender
- er sollte ebenso wie das WCMS für das gesamte Team transparent
sein, womöglich gar mit dem WCMS verknüpft.
Für die Kommunikation müssen allen im Team Namen,
Anschriften, Telefonnummern und E-Mail-Adressen verfügbar sein,
ebenso der Schriftverkehr. Über Ausnahmen ist sorgfältig
nachzudenken. Es kann nicht alles transparent sein. Die Software
sollte erlauben, unter den vielen Kontaktpersonen nach Stichworten
den zuständigen Kontakt zu finden: Wer ist Experte für
Spezialthema X? Solche Informationen muss das WCMS schnell festhalten
können - wenn es ernst wird, muss das Wissen schon da sein.
Ein gemeinsames Archiv verknüpft Ideen, Notizen und
Materialien. Dieses "Content Repository", ein digitales
Ablagesystem, verwaltet die Assets, die Bestandteile einer Website.
Die Dateien umfassen Texte und Bilder, in Zukunft immer häufiger
auch Ton- und Videodateien. Zu jedem Asset hält der Bearbeiter
fest, wer es wann angelegt hat und wo es benutzt wurde. Workflow - die Stationen der Arbeit
Der Workflow definiert die Stationen, die von der Idee bis zur Archivierung
durchlaufen werden, also den Arbeitsablauf.
- In Bearbeitung/ Erstellung
- Freigegeben
- Publiziert
- Archiviert
Folgende Tätigkeiten sollten in der praktischen Redaktionsarbeit möglich sein:
- Dokument neu erstellen
- Content externer Anbieter importieren sowieExportmöglichkeit
- Dokument ausleihen
- Bearbeiten des Dokuments
- Zurückgeben
- Vorschau auf das Dokument
- Redigieren und Freigeben des Dokuments
- Publizieren des Dokuments (Übergabe
des Dokuments von der Produktionsdatenbank an die Publikationsdatenbank,
Spiegelung)
- Löschen des publizierten Dokuments unddamit Archivierung
- Recherchieren im Bestand und/oder Archiv
Kritische StationenKritische Stationen sind neben dem Entscheid über die Realisierung
oder Ablehnung einer Idee die Qualitätsprüfung und Freigabe
eines Beitrags - nicht jeder hat das Recht zur Freigabe (und die
zugehörige Verantwortung).
Ein gutes WCMS wird auf dieser Basis dem jeweils zuständigen
Bearbeiter Aufgabenlisten (To-Do-Listen) liefern, der Redaktionsleitung
zusätzlich den Überblick darüber, welche Beiträge
bei welcher Station angekommen sind. Auch das Einhalten gesetzter
Fristen sollte ein WCMS unterstützen. Das WCMS hält auch
fest, wann ein Beitrag das Verfallsdatum erreicht, und informiert
den Zuständigen.
Notfälle & Rechte-Vergabe:
Flexibilität trotz Struktur
Zur festen Struktur des Workflow gehören Notfall-Pläne. Wer ersetzt den erkrankten Mitarbeiter, den beurlaubten Chefredakteur?
Wie sind die im WCMS verankerten Rechte zu verteilen, wer darf sie
im Ausnahmefall ändern? Ausnahmeroutinen sind wichtig.
Zusatz-Module für
den Dialog & Rechtsfragen Viele Themen eignen sich für Foren. Sie sind ein wertvolles
Instrument einer am Dialog orientierten Community.
Nachdem dafür gesorgt ist, dass ein Forum gut besucht wird,
ist auch die Aufsicht zu regeln: Der Betreiber ist verpflichtet,
regelmäßig nach dem Rechten zu sehen. Es könnten
illegale oder einfach schädliche Botschaften eingestellt worden
sein. Die Redaktionsleitung sorgt in Abstimmung mit der Geschäftsleitung
dafür, dass das Forum sauber bleibt. Dazu sind auch Kriterien
für das Löschen einer fragwürdigen Nachricht nötig.
Und: Wer darf löschen? Nur die Redaktionsleitung?
Das WCMS kann die Überwachung erleichtern, indem es
den oder die Verantwortlichen per E-Mail über jeden neuen Eintrag
informiert. Hilfreich, aber nicht ausreichend sicher ist eine automatische
Lösung: Das Forums-Modul sucht nach typischen Begriffen - Schimpfwörtern
z. B. - und weist solche Neueinträge zurück oder informiert
über solche Einträge die Redaktion.
Zumindest die Redaktionsleitung muss über rechtliche Regeln
informiert sein, wie sie der Mediendienste-Staatsvertrag (MDStV)
und das Presserecht festlegen.
Leitlinien aushandeln
- Chefsache
Chefredaktion oder Redaktionsleitung benötigen Leitlinien,
um möglichst viele Fragen selbst entscheiden zu können.
Dies werden sie mit der Geschäftsleitung besprechen und aushandeln.
Dennoch müssen die Redaktionsleitung - und auch die Vertretung
- immer den kurzen Draht zur Geschäftsleitung haben und sie
erreichen können.
Technik beherrschen
Trotz moderner Technik kann das Ergebnis peinlich sein, wie das Beispiel im Bild zeigt: Keine der fünf Schlagzeilen ist wirklich informativ, die ersten drei völlig nichtssagend.
Was ist hier schiefgegangen? Womöglich
hat die Redaktion nach dem Publizieren der Texte nicht mehr nachgeschaut,
wie das Ergebnis für den Leser aussieht. Sie hätte sonst
neu getextet.
Optimal wäre das Ergebnis dennoch nicht geworden.
Der den "Letzten Änderungen" eingeräumte Platz
ist zu knapp - das Template sollte überarbeitet werden.
Gut geplante Templates fangen die meisten Konstellationen von Text-
und Wortlänge und Bildmaterial auf. Die Planer spielen dazu
etliche Extrem-Szenarien durch. Im Beispiel liegt der Fehler
wohl schon in der Konzeptionsphase. Es ist daher sinnvoll, jemand
mit Erfahrung in der Redaktionsarbeit an der Konzeption zu beteiligen.
Sicher lassen sich nicht alle Problemfälle rechtzeitig erkennen
und auffangen. Aber grobe Schnitzer wie hier lassen sich vermeiden.
Fazit: Redaktionsarbeit ist
menschliche Kooperation, unterstützt von Technik
Trotz ausgefeilter Systeme ist der kritische
Faktor erfolgreicher Redaktionsarbeit die Zusammenarbeit der Menschen
in und außerhalb der Redaktion.
Ein bedienerfreundliches und auf regelmäßig anfallende
Aufgaben ausgerichtetes WCMS kann alle Mitarbeiter entlasten, sodass
Zeit für nur vom Menschen zu lösende Aufgaben bleibt. Buchtipps
Bücher zu Content-Management
Recht im E-Business
Journalismus und Online-Redaktion
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Inhaltsübersicht
- Arbeitsabläufe und Software-Lösungen
- Informationsquellen für das Team
- Workflow
- Notfälle & Rechte-Vergabe: Flexibilität
trotz Struktur
- Zusatz-Module für den Dialog & Rechtsfragen
- Leitlinien aushandeln: Chefsache
- Technik beherrschen
- Fazit: Redaktionsarbeit = menschliche Kooperation,
unterstützt von Technik
- Buchtipps
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